Packende Songtexte schreiben – So bekommst Du Story und Hook Deines Songs zusammen.

Du kennst das sicher. Deine Band hat ein mega Riff, einen groben Song-Ablauf und auch schon ne geile Gesangslinie für einen neuen Song zusammen. Jetzt muss noch jemand Songtexte schreiben können. Denn ohne Text sind Song und Sänger verloren. Für die ersten Proben kannst Du noch irgendwelche Silben nuscheln. Am Songtext schreiben kommst Du aber auf die Dauer nicht vorbei. Und wenn es so weit ist, solltest Du auf gar keinen Fall abgedroschene Müll-Phrasen und Reime verwenden und damit das Potential des Songs direkt ruinieren. Die schlimmsten Beispiele sind „I feel so blue because of you“ oder „I’m sitting here writing a song“ oder so’n Bullshit. Ohne Witz. Bitte nicht machen!

Also machst Du was richtig Geiles aus Deinem Song, indem Du Dich mit der Story, der Message, der Zielgruppe und dem großen Ganzen beschäftigst. Hier lohnt es sich wirklich, Zeit zu investieren und auch einige Tricks zu kennen, um das beste Ergebnis raus zu holen. Denn schließlich soll dieser Song die Band einige Jahre begleiten und den Fans die Möglichkeit geben, die Texte zu kennen und im besten Falle die Hooks mit zu singen. Und wenn dann mal die Aufnahmen für den Song anstehen, ist es eh Pflicht, fette Lyrics und geile Hooks schreiben zu können.

Dieser Artikel richtet sich an Einsteiger und wir nehmen Bezug auf Songs, die im Rock-Pop-Bereich angesiedelt sind. Maulige Kommentare von Seiten der Prog- & Jazz-Muckerpolizei werden wir lachend löschen, worum wir um Verständnis bitten.

Welche Elemente braucht ein guter Songtext?

Was ist denn eine Story im Song? Und was ist die Hook? Was ist ein Versmaß? Was ist ein Pre-Chorus und welches Reimschema verwendet man? Diese Begriffe gehen wir jetzt mal durch, damit wir wissen, über was wir hier eigentlich sprechen.

  • Story bzw. Message
  • Erzählperspektive
  • Hook
  • Versmaß & Rhythmus
  • Metaphern
  • Songaufbau mit Strophe und Refrain

Die Story bzw. Message

Die erfolgreichsten Songs erzählen eine Geschichte und vermitteln ein Gefühl, das mit dem Text seine Erzählung und mit dem Song seinen Soundtrack findet. Eine Story gibt dem Hörer eine Identifikations-Möglichkeit. Je nach Emotion wird der Song zum Soundtrack eines bestimmten Gefühls oder einer Situation, in der man sich gerade befindet oder in die man sich versetzen lässt.

Nehmen wir zum Beispiel den Stadion-Klassiker „We are the Champions“ von Queen. Egal, ob es sich um ein gewonnenes Fußballspiel, die Abschlussfeier oder einfach nur das Wochenende betrifft. Dieser Song passt immer. Hier vereinen sich Text, Sound, Instrumentalisierung und Songaufbau zu einer echten Hymne, die absolute Unsterblichkeit transportiert.

Ein ruhigeres Beispiel ist „Piano Man“ von Billy Joel. Dieser Song schafft es, den Zuhörer im besungenen Club ans Piano zu setzen und jedem erwähnten Charakter ein Gesicht zu verleihen. Die Textzeile „The piano sounds like a carnival and the microphone smells like a beer“ macht klar, worüber wir sprechen.

Oder nehmen wir Hotel California von den Eagles. Eine unfassbare Nummer, die die Geschichte eines Reisenden erzählt, der im Hotel California absteigt. Er erkennt, dass die Hotelgäste eine eingeschworene Gemeinschaft bilden und alle Gefangene ihrer Süchte sind. „You can check out any time you like but you can never leave“.

In der Werbung gibt es den Spruch: „Wenn Du willst, dass sich jemand an das erinnert, was Du erzählt hast, dann pack‘ es in eine Story“. Es ist viel persönlicher, wenn man bildlich von einem eigenen Erlebnis erzählt, als wenn man sagt, man hätte da eine Info weiter zu geben. Und im Endeffekt sprechen wir davon, den Empfänger der Bitschaft audiovisuell anzusprechen.

Die Story wird durch die Message (Aussage / Botschaft) getauscht, wenn es sich um einen Song handelt, der eine Aussage klar machen will. So zum Beispiel der Song „At Least You Should Have Tried“ von der Band Rude Dude. Hier gibt es klar die Ansage, dass man es wenigstens versucht haben sollte, etwas aus sich und seinem Leben zu machen. Geiler Track, solltest Du Dir auf BandCamp anhören: https://rudedude.bandcamp.com/track/at-least-you-should-have-tried

Werde Dir also klar, um was es in dem Song gehen soll. Willst Du eine Geschichte erzählen oder eine Ansage machen? Beschreibende Lutschereien wie „Ui wir waren alle hart saufen, ham die ganze Nacht gefeiert“ sind etwas schlaff. Hier lieber Protagonisten einsetzen wie in „The Boys are back in town“ von Thin Lizzy. Da geht es auch um nix anderes, aber eben saufett in eine prima Story verpackt.

Die Erzählperspektive

Wer erzählt die Story? Überleg Dir, was am besten passt. Gibt es einen Protagonisten, der das erlebte dokumentiert oder ist es mehr eine Erzählung über eine Person oder ein Ereignis? Als Beispiel zum Protagonisten passt „Cats in the Cradle“ von Ugly Kid Joe. Hier erzählt der Vater, wie er seinen Sohn vor lauter Arbeit kaum sieht und dieser plötzlich erwachsen und wie sein Vater geworden ist. Oder im Gegensatz dazu „Livin‘ on a Prayer“ von Bon Jovi. Hier wird von einem jungen Paar erzählt, das sich durch’s Leben schlägt. Für welche Version Du Dich entscheidest, gibt im Endeffekt die Story des Songs vor.

Die Hook

Die Hook, frei übersetzt „Haken“ und Abkürzung für „Hookline“, ist das, was dem Zuhörer im Ohr bleibt. Wie eine Angelschnur, die sich im Hirn des Zuhörers verhakt. Die Hook ist ein wichtiges und für die meisten Zuhörer das einzige Markenzeichen des Songs, an das man sich erinnert. Damit die Hook ordentlich kommt, muss sie verständlich sein und sollte keine zu komplexen Worte beinhalten. Um es einfach zu halten, knüpfen wir die Hook am besten an den Refrain. Das heißt, der Refrain sollte nicht mehr als 4 unterschiedliche Zeilen Text haben und immer gleich sein. Die Worte wählst Du so, dass sie im Versmaß zum Rhythmus passen und somit gut von Drums, Bass und Gitarre unterstützt werden. Singe nicht gegen die anderen an. Das verwirrt nur.

 

Nimm Rücksicht auf die Zuhörer: Überfordere und langweile sie nicht.

Der durchschnittliche Zuhörer im deutschsprachigen Sprachraum hat schonmal seine Probleme mit Songtexten in englischer Sprache. Auf deutschsprachigen Bands lastet wiederum die Verantwortung, mit ihrer Muttersprache gewitzt und durchdacht zu arbeiten, damit die Songs nicht langweilig sind. Ganz gleich in welcher Sprache der Songtext geschrieben wird, er muss im Refrain nachvollziehbar und leicht zu merken sein. Und natürlich muss das Versmaß zum Rhythmus des Songs passen, wie Du bereits oben gelesen hast.

Unter Textern gibt es die goldene Regel: „Ein Text ist erst fertig, wenn Du nichts mehr weg nehmen kannst.“ Und direkt dazu gehört die zweite Regel: „Keep it short and simple!“ Das gilt vor allem für das Songwriting. Nichts nervt Konzertbesucher mehr, als 5 Minuten lange Songs mit tausend unterschiedlichen Songteilen. Die besten Songs bestehen aus einem Intro, das meistens über eine Variation der Strophe oder des Refrain geht, einer ruhigen Strophe, einer Bridge, einem klar erkennbaren Refrain, EINEM Solo und mehreren Wiederholungen des Refrains am Schluss. Wer möchte, kann bei den letzten beiden Refrains nochmal nen Halbton hoch gehen, dann merkt das niemand, dass das immer noch der selbe Part ist (Auch wieder Bon Jovi’s Living on a Prayer).

 

Beispiele, die Dir helfen gute Songtexte schreiben zu können.

Bei diesen Songs stimmen Story, Aufbau, Hook und der gesamte Song mit seinen Spannungskurven wirklich gut zusammen. (nur eine seeehr kleine Auswahl, es gibt hunderte großartige Songs, die wir heranziehen könnten)

  • Billy Joel – Piano Man
  • Queen – We are the Champions
  • Bon Jovi – Livin‘ on a Prayer
  • Motley Crue – Home Sweet Home
  • Bruce Springsteen – Born to Run
  • Lenny Kraviz – Again
  • The Eagles – Hotel California
  • Ugly Kid Joe – Cats in the Cradle (Original von Harry Chapin 1974)

Der Autoren-Killer: Fahr Dich nicht fest & verlieb Dich nicht zu früh in Deinen Songtext

Dass man sich in bestimmte Textpassagen verliebt und diese dann nicht mehr los lassen mag, ist ein klassischer Autoren-Killer.Du hast zum Beispiel zwei Zeilen geschrieben, die für sich der absolute Hammer sind. Aber sie passen weder zum Refrain noch zum Rest des Songs. Was nun? Entweder, Du trennst Dich von dieser Textstelle, oder Du wirfst alles andere wieder über den Haufen. Im Endeffekt zählt der Song an sich. Und Deine gesamten Entscheidungen musst Du quasi im Dienste des fertigen Songs treffen. Du musst ja nichts löschen, aber leg es auf die Seite und finde die beste Zusammenstellung. Am besten arbeitest Du dabei mit Word.

Das beste Tool für Songwirter: Ein Texteditor am Rechner

Die Zeiten, in denen Songwriter noch mit Papier und Stift arbeiteten, klingen zwar romantisch, aber in der Anwendung ist das eher hinderlich. Sammle alle noch so kleinen Textstellen, geile Worte, passende Phrasen in einem neuen Word-Dokument an Deinem Rechner. Jetzt kannst Du per Drag&Drop einfach alles zusammenschieben, austauschen, überschüssige Passagen am unteren Dokument-Rand auf die Seite legen und Dich Stück für Stück zum perfekten Songtext vor arbeiten.

Zweideutigkeit im Englischen geschickt im Songtext nutzen

Mit der Zweideutigkeit und dem „Lesen zwischen den Zeilen“ kann man gerade im Englischen besonders gut spielen. Aber vorsicht, es gibt einige populäre Beispiele, bei denen sich ein Song für eine Situation als Soundtrack etabliert hat, in den die Story dahinter wirklich nicht passt. Billy Idol’s „White Wedding“ handelt zwar von einer Hochzeit, allerdings der, seiner kleinen Schwester und das in einem unschönen Kontext. Läuft dieser Song also auf einer Hochzeit, ist er da völlig fehlplatziert. Oder Bob Marley’s „No woman no cry“. Dieser Song wird gerne als „Keine Alte, kein Geschrei“ interpretiert (siehe J.B.O.), handelt aber eigentlich davon, dass er seine Lady bittet, nicht zu weinen.

Oder der Brecher „Born in the USA“ von Bruce Springsteen. Hier geht es nicht darum, dass alles geil ist weil man Amerikaner ist, sondern um die harten Mißstände in den USA. Um den Vietnamkrieg und den überzogenen Patriotismus, mit dem die Amerikaner dem Rest der Welt schon damals auf die Nerven gingen. Hierzu mal am Rande ein sehr geiles Video aus „The Newsroom“. Ist jetzt zwar OffTopic, aber absolut sehenswert: https://youtu.be/xOYbOYM3j78?t=4m23s

 

Bekomm Texte, Rhythmus und Sound zusammen für Deinen Song.

Gib nicht zu viel auf komplexe Akkordfolgen. Ein guter Song kann durchaus 4 Akkorde haben. Es gibt sehr erfolgreiche Songs, die nicht mal im Refrain andere Akkorde haben. Was gerade deutsche Musiker nicht begreifen, ist, dass Komplexität Songs eher schadet. Also reduziert euch. Schreibt lieber ne geile Melodie, als nen komplexen Track.

Wenn dann eine Melodie vorhanden ist, sing erstmal irgendwas an Silben und hör raus, was am besten zum Rhythmus passt. Wo ist die Snare, wo die Gitarren-Anschläge? Und was macht der Drummer? Schau Dir das Video mit Chilli Gonzales an, in dem er Pop-Musik erklärt. Achte lieber drauf, dass der Song einen greifbaren Rhythmus hat, der sich durch den gesamten Track zieht. Ein Versmaß, das zu den Instrumenten passt. Die Stimmung im Song ist wichtig für die Handlung im Text. Es wäre entweder blöd, einen lustigen Text über eine Moll-Ballade zu schreiben oder einfach genial. Aber ma im Ernst… Das überlassen wir lieber Leuten, die das können.

Lies dazu auch diesen Artikel unseres Gastautoren zum Thema Songtexte.

Unser Fazit:

Dein Song sollte einfach aber gut sein. Kein verkopfter Hürdenlauf über verschiedene Songteile. Im besten Fall hat er diesen Ablauf: Intro, Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, Solo, Refrain, Refrain. Fertig. Alles darüber hinaus muss prima integriert sein, sonst wird der Track zu komplex und der Hörer verliert die Aufmerksamkeit. Und glaub uns: Vier Akkorde reichen völlig je Songteil.

Achte auf den Rhythmus und halte Dich dann auch an diesen Rhythmus. Wenn Du den Anschlag im Song immer wieder änderst, weil Du Dich nicht an einen Anschlag gewöhnen kannst, nervt das die Hörer und der Song bekommt keine Konsistenz.

Achte bei der Gesangsmelodie ebenfalls auf einfache Melodie-Linien. Ziehe keine Töne und vermeide lange „ahs“ und „ohs“ und vor allem „ihs“ und „uhs“. Amerikanische Soulgrößen dürfen das, bei denen klingt das halt nicht so fies wie bei uns deutschsprachigen Muckern. Das liegt an der Stimmbildungsgewohnheit, aber das ist ein anderes Thema, mit dem viele Coverbands (vor allem mit weiblichem Gesang) zu kämpfen haben. Aber scheiß auf Coverbands, hier geht’s schließlich ums Songwriting.

Schreib Deinen Song und vergleiche ihn in Ablauf, Melodiemustern und Rhythmus mit großen Songs, die es zum Hit gebracht haben. Und jetzt kommt mir nicht mit „KommerzBlaBla“. Ein guter Song ist erst dann gut, wenn er Menschen berührt. Das hat mit Kommerz nicht viel zu tun, sondern mit Kreativität und Handwerk. Und mit Können. Und das kommt nur durch Lernen und Verstehen. Also analysiere alle Songs die Du hörst.

Wir drücken die Daumen, wenn Du beginnst, packende Songtexte schreiben zu lernen.

Packende Songtexte schreiben setzt natürlich voraus, dass Du Equipment besitzt. Gebrauchte Gitarren findest Du bei unserer Suchmaschine www.GearDude.net